Die Respektierung der Zweckbindung des Gesellschaftsvermögens zur
vorrangigen Befriedigung der Gesellschaftsgläubiger während der Lebensdauer der GmbH ist unabdingbare Voraussetzung für die
Inanspruchnahme des Haftungsprivilegs gemäß dem GmbH-Gesetz (GmbHG). Zugriffe der Gesellschafter auf das Gesellschaftsvermögen,
welche die aufgrund dieser Zweckbindung gebotene angemessene Rücksichtnahme auf die Erhaltung der Fähigkeit der Gesellschaft zur
Bedienung ihrer Verbindlichkeiten in einem ins Gewicht fallenden Maße vermissen lassen, stellen deshalb einen Missbrauch der Rechtsform
der GmbH dar, der zum Verlust des Haftungsprivilegs führt, soweit nicht der der GmbH durch den Eingriff insgesamt zugefügte Nachteil
bereits nach dem GmbHG ausgeglichen werden kann.
Bei Vorliegen der o. g. Voraussetzungen sind die Gesellschaftsgläubiger deshalb außerhalb des Insolvenzverfahrens grundsätzlich
berechtigt, ihre Forderungen unmittelbar gegen die an den Eingriffen in das Gesellschaftsvermögen mitwirkenden Gesellschafter geltend zu
machen, soweit sie von der Gesellschaft keine Befriedigung erlangen können. (BGH-Urt. II ZR 300/00) |